Farbig statt bunt

Bild: Michael Albat

Wir müssen von der Tatsache ausgehen, dass Farbe die wichtigste Eigenschaft jedes Farbfotos ist. Sie ist stärker als Umriss und Form, stärker als Inhalt und Zeichnung. So werden beispielsweise bei Betrachtung eines grünen Aktes die meisten Leute zuerst das Grün kritisieren, ehe sie sich über den Akt auslassen. Und das Farbfoto eines blutigen Ereignisses macht einen stärkeren Eindruck als ein Schwarzweiss-Foto, da es das Blut rot wiedergibt, während es in Schwarzweiss nur als Grauton erscheint. Folglich muss ein Farbfotograf seine grösste Aufmerksamkeit der Farbe zuwenden und soweit wie möglich Farben nach ihren psychologischen Wirkungen auswählen. Das kann auf dreierlei Arten geschehen:

Er kann sein Motiv wegen der Farbe wählen [..]
Er kann bestimmte Farben als ergänzende Bildelemente wählen [..]
Er kann diejenigen Farben für sein Bild wählen, die ihm die gewünschte Stimmung geben [..]

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, S.350f

Das Wenige, was ich zu Farbe weiss, das habe ich von Andreas Hurni gelernt:

Der Ratschlag "Lass mehr weg" gilt auch und gerade für das Fotografieren in Farbe: Schwarz und Weiss und grau sind bekanntlich keine Farben – tun sie eine Farbe hinzu, und sie wirkt ganz anders als in einem bunten Umfeld.