Der Ruhepunkt

Wenn Sie ein Bild betrachten, so werden zwangsläufig einige Motivteile oder Motivbereiche Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Sicher ziehen mal primär Figuren Aufmerksamkeit auf sich. Es sind dies bekannte Objekte, welche als Ganzes erfasst werden. (Ganzheitsmethode). Aber da ist noch mehr, weniger bekannte Objekte werden abgetastet und analysiert (Feature Ring). Ecken und Winkel, kreuzende Linien, Punkte, helle oder dunkle Bereiche, soweit sie einen kleinen Bereich innerhalb des Bildes ausmachen. Diese beiden Methoden erschliessen den Inhalt eines Bildes.

Diese einzelnen Aufmerksamkeitszentren bilden (unter Umständen zusammen mit dominanten Linien) die Ecken einer virtuellen Form, eines Bereiches innerhalb der Bildfläche also, auf welchen sich die Aufmerksamkeit bezieht, welcher durch die eigentlichen (wirksamen) Motive belegt ist. Analog zur Figur-Grundbeziehung, welche sich auf die Erkennbarkeit bezieht, entsteht somit die kompositorische Motiv-Umfeldbeziehung. Das Bild wurde im Bezug zur Bildfläche in diesen Bereich komponiert.

Der Schwerpunkt dieses virtuellen Motivbereichs wiederum ist der prädestinierte Ruhepunkt des Bildes und somit von absolut zentraler Bedeutung für das ganze Bild.

Um diesen Ruhepunkt, respektive um dessen Belegung geht es hier. Gute Bilder unterscheiden sich von schlechten durch die Belegung eben dieses Ruhepunktes:

Für die Komposition ergeben sich daraus auch ein paar Konsequenzen:

Und was hilft uns das Ganze jetzt? Nicht viel, aber bei der Auswahl von Bildern, wenn von einem Motiv mehrere Versionen zur Verfügung stehen, fällt manchmal die Entscheidung schwer. Nicht selten kann die Selektion dann anhand dieser hier beschriebenen Kriterien recht zielsicher getroffen werden.